460 Xxii. §. 11. Die Türkennoth und die Eroberung Conftantinopels.
schon Adrianopel zu seinem Herrschersitz machen und von dort aus
mit der einen Hand nach den Donauländern greifen, mit der andern
Constantinopel und tzpn Rest seiner europäischen Provinzen bedräuen.
Dann schien noch einmal der Herr dem ungemessenen Umsichgreifen
dieses Barbarenvolks ein Ziel stecken zu wollen. Nicht durch die
Christenheit, darinnen Jeder nur das Seine suchte und für die Noth
der christlichen Brüder in den Ostreichen keinen Sinn und kein Herz
hatte; nicht durch den Kaiser Siegmund, der, um sein neuerwor-
benes Ungarland zu sichern, mit einer großen Schaar von thatendur-
ftigen und abenteuersüchtigen fremden Rittern bei Rikopolis einen
übermüthigen und voreiligen Angriff auf den Sultan Bajazeth
mackte und darüber die Schlacht und beinahe auch Freiheit und Le-
den verlor. Nicht durch die, welche Fleisch für ihren Arm hielten,
wollte der Herr Sieg geben, aber er hörte das Jammergeschrei der
von den rohen Wütherichen jämmerlich hingewürgten, geschändeten und
nach Leib und Seele in ein unabsehbares Elend hinabgestoßenen
Christenheit, und rief einen noch großem Wütherich aus den unermeß-
lichen Steppen des innern Asiens, den Timur, den Mongolenkhan,
der, nachdem er das halbe Asien sich unterthänig gemacht, 1402 den
Bajazeth bei Angora in Klein-Asien überwand und gefangen nahm.
Damals erzitterte das Osmanenreich in seinen Grundfesten. Was
der fremde Eroberer begonnen, schienen die Bürgerkriege der Söhne
Bajazeth's vollenden zu wollen. Der Herr wartete, ob nicht noch
jetzt in der zwölften Stunde die bedrohte Christenheit würde Buße
thun, nachdem sie die furchtbare Geißel schon auf ihrem Rücken ge-
fühlt und wußte, welchem Schicksal sie entgegenginge. Aber nein.
So wie die unmittelbare augenblickliche Gefahr vorüber war, sanken
die aufgehobenen Hände wieder nieder, und das verzagte Herz erhob
sich zur alten Gleichgültigkeit, zum alten Trotz und Uebermuth. Der
Versuch, die griechische Kirche wieder mit der katholischen zu vereini-
gen, um dadurch Hülfe aus dem Abendlande herbeizuziehen, scheiterte
an der maßlosen Eigensucht und hochmüthigen Rechthaberei der Geist-
lichkeit beider Theile, insonderheit der Griechen. Die Siege, welche
der Herr dem tapfern Fürsten von Siebenbürgen, dem Johannes
Hunyad, über die Türken schenkte, verleiteten die übrigen Fürsten
mit ihrem Heere nur zu schnöder Treulosigkeit und frevelhaftem Eid-
bruch, der sich sogleich durch die furchtbare Niederlage von Varna
(1444) in schrecklicher Weise bestrafte. Und so mußte denn das Ge-
richt seinen unerbittlichen Gang nehmen, so mußte in den europäischen
Muttersitzen der Christenheit das Kreuz vor dem Halbmond in den
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Siegmund Johannes
Hunyad
Xxv. §. 14. Blick in die Heldenwelt.
671
Einwohner kleiden sich jetzt, und essen und arbeiten und vergnügen
sich genau wie die Europäer. Aber durch die aufgeklebte moderne
Bildung läßt sich die Abnahme des einheimischen Geschlechts nicht
verdecken. Ueberall trifft das Christenthum auf abgelebte hinsterbende
Heidenvölker, denen es die Fackel der ewigen Wahrheit und des himm-
lischen Trostes noch an das Sterbelager trägt. Es bleiben also nur
noch die beiden großen Heidenreiche Ostindien und China (nebst Ja-
pan) übrig mit ihrer ungeheuren und überfließenden Bevölkerung, de-
ren Verringerung man so bald nicht wird merken können.
Ostindien ist bereits vollständig die Beute der englischen
Kaufmannschaft und Regierung geworden. Ein ungeheures Reich, un-
ter der Herrschaft der Groß-Mogul angesehen und mächtig, ist ohne viele
Anstrengung, ohne viel gefährliche Kriege und großartige Waffentha-
ten ganz allmälig und unmerklich in die Hände der Engländer über-
gegangen. Der bloße Druck der europäischen Civilisation hat die völ-
lige Auflösung dieses gewaltigen Reichskörpers zu Wege gebracht.
Die schwereren Kriege, welche die Engländer erst seit der Mitte des
vorigen Jahrhunderts in Ostindien zu führen hatten, waren nicht so-
wohl gegen die Eingeborenen als gegen die Franzosen gerichtet,
die sich auf der Küste Coromandel festgesetzt hatten und auch ihren
Antheil an der großen Beute haben wollten. Aber die Franzosen
sind mit ihren ausländischen Besitzungen nie recht glücklich gewesen.
Schon 1763 mußten sie sich als vollständig besiegt erklären, und mit ihren
Eroberungsplänen in Ostindien hatte es ein Ende. Dagegen wuchs
von diesem Augenblick an die Macht der Engländer zu riesenmäßiger
Höhe. Von Calcutta aus gewannen sie ganz Bengalen und sämmt-
liche Gangesländer, und der Groß-Mogul in Delhi ward von ihnen
abgesetzt und pensionirt. Dann überwältigten sie von Madras aus
das Deean, von Bombay aus die Länder der Mahratten und das
Jndusland. Jetzt reicht das ungeheure Gebiet der Engländer in Ost-
indien von Ceylon und Cap Comorin bis an den Himalaya und Hin-
dukusch; in den Landschaften des Bramaputra, nach Hinterindien dehnt
es sich in ununterbrochener Folge weiter aus, das Birmanenreich ist
ihre Beute, Malacca steht unter ihrem Einfluß. Schon finden sie
neue Stützpunkte im Archipelagus der Sunda-Inseln. Neuerdings
hat auch der Kampf begonnen, der auch China stückweise in ihre Ge-
walt bringen soll. Das ganze südliche Asien schien bereits unzweifel-
haft ihre Beute zu sein. Da plötzlich bricht im vorigen Jahre
(1857) jene furchtbare weitverzweigte, in ihren Folgen und ihrem
Ausgang noch unberechenbare Militärverschwörung aus, welche daß
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien China Ostindien Ostindien Ostindien Calcutta Bengalen Madras Bombay Ceylon Himalaya Hinterindien China
Xviii. §. 4. Aeußere und innere Verderbniß des byzantinischen Reichs. 301
schen Bergen, den karnischen Alpen und den Spitzen dei? adriatischen
Meeres von germanischen Völkern verlassen und von nachdringenden
slavischen Völkern besetzt. Denn so folgten die drei großen Völ-
kerschichten aus Asien nach Europa hinein auf einander. Zuerst in
urältester Zeit die Kelten, nach ihnen, wie wir gesehen haben, die
Germanen und nun endlich Die Slaven, die sich auch bis heute
im Besitz des Ostens von Europa erhalten haben. Diese Slaven
waren es, welche zum Theil mit den hunnischen Ueberresten gemischt
(Bulgaren) jetzt, wie ehemals die Gothen von den unteren Donau-
gegenden aus, in unaufhörlichen Einfallen den Norden des Griechen-
reichs verheerten, sich nach und nach darin festsetzten und die alten
Einwohner verdrängten oder überwältigten. Im Rücken der Slaven
aber hatte sich damals noch ein anderes mächtiges Reich gebildet,
welches gleich dem hunnischen Reich aus den Steppen Asiens plötz-
lich wie von einer gewaltigen Fluth getragen auf europäischen Boden
versetzt war, schrecklich daselbst nach allen Seiten um sich griff, um
dann endlich spurlos wieder zu verschwinden. Das war das Avaren-
reich. Die Avaren, tatarischer Abkunft, hatten von Wolga und Don
nach Westen vordringend bald alle Slavenftämme bis an die Karpa-
then und an den Böhmerwald unter ihre Herrschaft gebracht, und
unter dem Schutz und der Leitung des gewaltigen Avarenkhans ge-
schah es, daß die Slaven und Bulgaren ganz Bosnien, Serbien,
Bulgarien, Rumelien, ja selbst das eigentliche Griechenland erfüllten,
eben so wie die germanischen Völker Gallien, Spanien und Italien
erfüllten, auf daß „der neue Thon unter das alte Eisen sich menge."
Aber nicht bloß die europäischen Provinzen des oströmischen Reichs
wurden von Feindesschaaren also heimgesucht, auch die asiatischen Län-
der litten zur selben Zeit unter gleicher Zuchtruthe, und zwar durch
die furchtbaren Einfälle des östlichen Grenznachbars, des Perservolks.
Wunderbarer Kreislauf! Nach einem Zwischenraum von etwa 1000
Jahren begegnen wir wiederum persischen Heeren, welche den Tigris
und Eufrat überschretten, um in die Länder Klein-Asiens und gegen die
Griechenstädte vorzudringen, die Syrien gewinnen und kaum vom Meer
sich eine Schranke setzen lassen. Aber welch andere Perser, welch an-
dere Griechen waren es jetzt! Die Sassaniden (so hieß die Herr-
scherfamilie), welche um das Jahr 226 das auf den Trümmern der
Weltmonarchie Alerander's errichtete Partherreich umgestürzt und
das alte zvroastrische Heidenthum mit seinem Feuerdienst und seinen
Magiern wieder zur alleinigen Herrschaft gebracht hatten, waren nicht
etwa wie einst Cores und die meisten seiner Nachfolger willige Knechte
und Werkzeuge des Allerhöchsten, um das Volk Gottes zu schützen und
zu pflegen und ihm wohlzuthun, sondern da die selige Botschaft von
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Europa Asiens Karpa- Böhmerwald Bosnien Serbien Bulgarien Griechenland Gallien Spanien Italien Gottes